Was sind Grundsätze freier Religion?
In einer Freien Religion wird kein Glaubensbekenntnis vorgegeben oder eine unumstößliche Wahrheit verkündet. Freie Religion umfaßt eine große Bandbreite religiöser, weltanschaulicher und philosophischer Ansichten. Ihre gemeinsame Grundlage kann in Form von Grundsätzen formuliert werden:
- Sinngebende Instanz in einer Freien Religion ist der Mensch. Sie kennt keine außerweltliche Autorität.
- In einer Freien Religion ist der Maßstab des Denkens und Glaubens die Vernunft.
- Freie Religion ist bestimmt vom Streben nach Freiheit und Menschlichkeit. Freiheit können Menschen nur im Miteinander verwirklichen.
- Freie Religion kennt keine absolute, jemals abgeschlossene Wahrheit. Im Streben nach immer neuen Einsichten bemüht sie sich um Toleranz.
- Freie Religion macht sich dazu die Erkenntnisse der Wissenschaften zu eigen und sucht, ihren Wert für die menschliche Situation darzustellen.
- Freie Religion ist eine Religion der Tat, nicht des Glaubens.
- Für eine Freie Religion ist das Leben des Menschen einmalig und endet mit dem Tode. Was bleibt, ist zum einen Materie, nicht mehr gebunden an menschliche Existenz, zum anderen die Erinnerung an diesen Menschen, seine Werke, seine Taten.
- Freie Religion verlangt die Entwicklung des Gewissens, das Streben nach innerer Wahrhaftigkeit, tätige Liebe und klügere Einsicht.
- Freie Religion ist vom Wert der Gemeinschaft überzeugt, nicht jedoch von dem der Gleichförmigkeit. Aufrichtigkeit in der Gemeinschaft und gemeinsames Streben nach Gerechtigkeit ist ihr Ziel.
- Freie Religion würdigt die religiösen und weltanschaulichen Traditionen der Menschheit als Suche nach Sinn. Sie anerkennt die positiven Werte darin und die kulturgeschichtliche Bedeutung und steht jeder Tradition, auch der eigenen, frei und kritisch gegenüber.
- Freie Religion betrachtet den Menschen als Teil der Natur, eines allumfassenden letzthin unfassbaren Ganzen und ruft ihn auf, seine Mitnatur auf dieser Erde in ihrer Vielfältigkeit zu beschützen und zu bewahren.
- Freie Religion ist verwurzelt in einem ethischen Humanismus.
Was ist Freie Religion?
Freie Religion ist eine humanistisch geprägte Weltanschauung. Sie wird getragen von der Idee der Selbstbestimmung in religiösen und weltanschaulichen Fragen.
Sie erwächst aus den Gedanken der europäischen Aufklärung und fordert die Menschen heraus, im Einklang von Vernunft und Gefühl das Leben zum Wohle der Menschheit zu gestalten. Sie geht davon aus, dass der Mensch untrennbarer Teil der Natur ist, ihren Gesetzen unterliegt, sie gleichzeitig mit seinem Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst.
Nicht nur durch die Natur, auch durch seine Mitmenschen und sich selbst sind dem Menschen Grenzen gesetzt. Die einschneidendsten natürlichen Grenzen sind dabei Geburt und Tod. Um das Verstehen dieser Grenzen, aber auch um die Veränderung erfahrener Grenzen ringen Menschen ständig. Menschliches Wissen und Handeln können Grenzen erweitern oder verschärfen.
Daher sind Menschen frei in ihren Grenzen und gleichzeitig verantwortlich für ihre Entscheidungen gegenüber der Natur, ihren Mitmenschen und sich selbst.
Grenze und Herausforderung ist für uns unsere natürliche Umwelt. Wir brauchen sie zum Überleben. Ihre Vielfalt zu bewahren ist uns Herausforderung.
Grenze und Herausforderung sind für den einzelnen auch seine Mitmenschen. Niemand kann leben ohne andere Menschen. Dieses Miteinanderleben in Freiheit und gegenseitiger Achtung zu gestalten, begrenzt unsere Möglichkeiten und fordert unsere Fähigkeiten heraus.
Grenze und Herausforderung ist der einzelne auch sich selber. Angeborene und lebensgeschichtliche Prägungen beeinflussen uns und fordern uns heraus, daraus eine Zukunft für uns und unsere Mitmenschen zu gestalten.
Was ist für uns der Sinn des Lebens?
Freireligiöse Weltanschauung antwortet auf die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht mit dem Hinweis auf eine transzendentale Macht jenseits von Mensch und Welt. Darin hat sie sich von ihren christlichen Ursprüngen gelöst.
Sie verweist die Menschen an sich selbst, an ihre Kräfte und Fähigkeiten und fordert sie auf, dabei die eigenen Schwächen und Grenzen zu berücksichtigen.
Freie Religion kennt daher keine verpflichtende Gottesvorstellung.
In ihr respektieren sich verschiedene Anschauungen, so die des
Atheismus: Darunter ist die Aussage zu verstehen, dass es keinen Gott gibt; oder die des
Agnostizismus: Das bedeutet, dass logisch betrachtet keine Aussage über das Sein oder Nichtsein eines Gottes gemacht werden kann; und die des
Pantheismus: Die gesamte Natur einschließlich des Menschen gilt als göttlich.