Was heißt freireligiös überhaupt?
Wir verstehen den Begriff in zwei Richtungen. Zum einen: ich sehe mich als frei von Religion, zum zweiten: ich verstehe mich sehr wohl als religiös, aber bin darin frei und begreife Religion als menschengestaltete Bindung an die Welt.
Weiteres können Sie gerne hier bei uns nachlesen, aber auch im Wikipedia-Artikel zur Freireligiösen Bewegung.
Seid ihr Humanisten?
Selbstverständlich, denn jede Religion ist für uns vom Menschen gemacht, genau wie auch Ethik für mehr Menschlichkeit vom Menschen ausgeht.
Wir sehen uns dem weltlichen Humanismus zugehörig. Nahe verwandt oder gar aus der freireligiösen Bewegung hervorgegangen sind viele Gemeinschaften, die sich inzwischen als Humanisten oder Unitarier bezeichnen, ohne sich jedoch inhaltlich wesentlich von uns zu unterscheiden. Auch die Monisten stehen uns nahe, zählen die Freireligiösen doch zum "religiösen Monismus". Als Gemeinschaften, die dem Religiösen entsagten, sind die ebenfalls nahestehenden Freidenker zu nennen. Ebenso fühlen sich viele explizit humanistisch nennende Gemeinschaften eher weniger oder gar nicht mehr vom Religiösen angezogen.
Seid ihr eine Sekte?
Nein! Zwar sind wir aus den Deutschkatholiken und den protestantischen Lichtfreunden entstanden, die man durchaus als Sekten bezeichnen kann. Aber das wäre fast jede religiöse Richtung, denn sehr viele sind auseinander entstanden. Letztlich begannen der Protestantismus und die Orthodoxie als Sekten der katholischen Kirche, auch wenn sie heute nicht mehr als solche angesehen werden, ebenso wie das Christentum als Abspaltung des Judentums.
Schon recht schnell nach unserer Gründung haben wir uns komplett vom Christentum getrennt und verstehen uns seither als weltliche Humanisten.
Die Kirche bedeutet mir ja schon lange nichts mehr und die Kirchensteuer kann ich mir auch sparen!
Wir haben festgestellt, dass viele Menschen keine verbindlichen Glaubenslehren brauchen, weil sie selbst denken, aber sie wünschen sich trotzdem die Möglichkeit, wichtige Ereignisse, sei es in ihrem Leben, sei es als Gemeinschaft, zu feiern. Sie wünschen sich den Zugang zu Beratungen auch in religiös-weltanschaulichen Fragen, oder in Krisenzeiten. Sie wünschen sich auch einfach die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen auszutauschen über philosophische, ethische, soziale oder religiöse Themen.
Unsere Gemeinschaft bietet ihnen all das. Angefangen von der "Lebensweihe", im Volksmund auch "Taufe" genannt, über die "Jugendweihe" bzw. "Jugendfeier" für Nichtmitglieder und der "Eheweihe", also der Hochzeit, bis hin zum bitteren Ende, der "Trauerfeier". Auf all diese Rituale müssen Sie auch bei uns nicht verzichten und sie sind für Mitglieder kostenfrei. Zahlreiche Veranstaltungen in mehreren Gemeinden sind ebenso offen für alle, wie auch persönliche Beratungen in allen Lebenssituationen, sowie die Möglichkeit, in unseren Gremien mitzuarbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Der Erhalt unserer Monatsschrift "Wege ohne Dogma" ist natürlich ebenfalls eingeschlossen.
Gute und qualifizierte Ansprechpartner sowie Räumlichkeiten zum Treffen verursachen Kosten. Und diese Kosten müssen finanziert werden. Außerdem betrachten wir es als unsere Pflicht, auf eine Gleichberechtigung aller Religionen und Weltanschauungen hinzuarbeiten und Privilegierungen bestimmter religiöser Richtungen abzubauen. Nur so kann der Staat seine Neutralität in religiös/weltanschaulichen Fragen wahren und Artikel 4 GG, Religions- und Glaubensfreiheit von allen gelebt werden. Dazu müssen wir in der Öffentlichkeit bemerkbar machen. Mitgliedsbeiträge in Höhe der üblichen Vereinsbeiträge reichen leider nicht aus. Von daher haben wir uns in den 1960er-Jahren schweren Herzens dazu entschlossen, den eigentlich unseren säkularen Prinzipien widersprechenden Weg über die sogenannte "Kirchensteuer" einzuschlagen. Ausnahmen gibt es selbstverständlich für nichtkirchensteuerpflichtige Mitglieder und Geringverdiener.
Wie werde ich Mitglied?
Ganz einfach! Füllen Sie unser Beitrittsformular aus und wir erledigen dies für Sie. Das Formular beinhaltet auch die Beitragstabelle für nichtkirchensteuerpflichtige Interessenten und Geringverdiener.
Ich lebe nicht in der Pfalz, kann ich trotzdem Mitglied werden?
Wir legen Interessenten, die im Einzugsbereich der anderen
Mitgliedsgemeinden des BFGD wohnen, nahe, dort Mitglied zu werden. Allen
anderen steht es frei, die Mitgliedschaft bei uns zu erwerben, der Beitrag wird
in diesem Falle (sofern Sie außerhalb von Rheinland-Pfalz wohnen) nicht über
die Kirchensteuer eingezogen und bemisst sich dann nach unserer
Beitragstabelle.
Kann man bei euch auch einfach mal nur "reinschnuppern"?
Klar! Unsere Veranstaltungen sind ohnehin nicht auf unsere Mitglieder beschränkt, Sie können sich aber auch gerne in unserer Geschäftsstelle informieren, wie auch einen Gesprächstermin mit unserer Landessprecherin, Frau Marlene Siegel, vereinbaren. Unsere Geschäftsstelle erreichen Sie per Kontaktformular oder telefonisch unter 0621 512582.
Wem es bei uns gefällt, eine Mitgliedschaft aber noch zu weit geht, hat die Möglichkeit, eine Fördermitgliedschaft zu beantragen. Weiteres können Sie in der entsprechenden Satzung nachlesen, bei Interesse senden Sie uns bitte den ausgefüllten Antrag zu. Selbstverständlich besteht auch bei einer Fördermitgliedschaft die Möglichkeit der steuerlichen Absetzbarkeit.
Wie lasse ich euch eine Spende zukommen?
Über Spenden, unabhängig von der Höhe, freuen wir uns natürlich sehr! Sofern Sie die Spende per Überweisung tätigen möchten, finden Sie unsere Bankverbindung im Impressum, dort finden Sie auch die Anschrift unserer Geschäftsstelle, falls Sie lieber bar spenden möchten. Selbstverständlich sind jegliche Spenden an uns steuerlich abzugsfähig, wir stellen Ihnen auf Wunsch gerne eine Spendenquittung aus, bitten Sie in diesem Falle aber um Mitteilung Ihres Namens und der Anschrift mittels unseres Kontaktformulars.
Was soll ich als Atheist in einer "religiösen" Gemeinschaft?
Der Religionsbegriff ist recht umfassend. Geht man von der von traditionellen Religionen bevorzugten Definition aus und der Tatsache, dass nur ein sehr geringer Teil unserer Mitglieder noch einen pantheistischen Gottesbegriff benutzen, wirkt die Bezeichnung der Freireligiösen als Religionsgemeinschaft eher nicht mehr zutreffend. Ein Großteil unserer Mitglieder verbindet jedoch sehr viel mit dem Begriff "freireligiös", mit dem sie aufgewachsen sind und sich indentifizieren, selbst wenn sie sich selbst noch nie als religiös angesehen haben. Man würde vielen Menschen eine Identität und eine Heimat rauben, würden wir, wie leider schon andernorts geschehen, uns einen anderen Namen geben und der freireligiösen Tradition den Rücken kehren.
Trotz der Dominanz von Atheisten und Agnostikern in unserer Gemeinschaft, sind wir immer offen für Menschen mit religiösen Ansichten, wie beispielsweise Pantheisten. Unabhängig davon, für welche Richtung man sich entscheidet, innerhalb unserer Gemeinschaft ist es eine Selbstverständlichkeit, frei über seinen Glauben zu entscheiden und auch den Glauben Anderer zu respektieren. Frei in der Religion oder frei von Religion, Sie entscheiden!
Gibt es bei euch eine Art Bibel?
Nein! Über seine religiösen und weltlichen Ansichten entscheidet jeder selbst, wir fühlen uns ausschließlich der weltlichen Gesetzgebung verpflichtet. Jegliche Form von Dogmen lehnen wir ab.
Da wir keine Sünden und Beichten kennen, erübrigt sich auch die Frage jeglicher Sanktionen unsererseits. Wen jedoch Gewissensbisse plagen oder wer einfach nur sein Herz ausschütten möchte, darf sich gerne an uns wenden. Unsere Landessprecherin, Frau Marlene Siegel, ist Pfarrern und Priestern gleichgestellt, unterliegt den gleichen, strengen Vorgaben der Schweigepflicht und hilft Ihnen gerne bei der Bewältigung Ihrer persönlichen Probleme. Vereinbaren Sie einfach einen Termin über unser Kontaktformular oder rufen Sie uns an unter Tel. 0621 512582.
Als Ersatz für eine Bibel empfehlen wir unser Sortiment an Büchern freireligiöser Autoren, insbesondere Arno Reinfrank. Die von uns angebotene Auswahl an freireligiöser Literatur finden Sie auf unserer Bücherseite. Weitere freireligiöse und humanistische Literatur finden Sie beim Angelika Lenz Verlag und beim Verlag Peter Guhl.
Wie ist euer Verhältnis zu anderen Religionsgemeinschaften und wie weit geht euer Verständnis von Toleranz?
Unserem Toleranzverständnis entsprechend sind wir gegenüber allen Gemeinschaften prinzipiell offen, wehren uns jedoch gegen jegliche Abspaltungen radikaler und menschenverachtender Art. Und wir lassen uns auch nicht das Recht nehmen, kritisch Handeln und Lehren anderer Auffassungen zu prüfen. Auch verurteilen wir Intoleranz in jeglicher Form und scheuen uns nicht, dies kundzutun, ohne jedoch Menschen oder Gemeinschaften als solches zu verachten. Wir sind offen für Diskussionen und Gespräche, erwarten unsererseits jedoch auch Respekt und das Bemühen, uns zu verstehen und als gleichberechtigt anzusehen.
Missioniert ihr?
Nein! Wir lehnen jegliche Art der Missionierung ab, nutzen jedoch die Möglichkeiten, die sich uns bieten, um auf uns aufmerksam zu machen.
Warum hört man von euch so wenig in der Presse?
Wir senden regelmäßig Pressemitteilungen und -erklärungen an die Medien, jedoch liegt es in deren Ermessen, ob sie diese veröffentlichen oder nicht. Die bei uns glücklicherweise gewährte Pressefreiheit geht zwar sehr weit, jedoch schränkt sie auch die Medien nur insofern ein, als dass sie keine Meinungen abdrucken dürfen, die unserem demokratischen Grundverständnis wiedersprechen. Innerhalb des erlaubten Spektrums besteht kein Zwang, etwas zu veröffentlichen, so dass Medien, deren Leitungen uns skeptisch oder gar ablehnend gegenüber stehen, oft entweder gar nicht, verzögert oder nur am Rande von uns berichten. Zumindest im Rundfunk werden uns wenige Male im Jahr sonntags Ansprachen zugestanden, beachten Sie hierzu bitte den Terminkalender auf der Startseite.
Welcher politischen Richtung steht ihr nahe?
Grundsätzlich sind wir politisch neutral und stehen in keiner Abhängigkeit zu irgendeiner politischen Richtung oder Partei. Jedem Mitglied steht es frei, sich dort zu engagieren, wo er/sie sich wohl fühlt. Ablehnend stehen wir Organisationen gegenüber, die unserem toleranten Weltbild widersprechen. Wir äußern uns jedoch allgemein politisch im Sinne einer humanistischen Ethik, um auf Mißstände hinzuweisen, die unserem Weltbild widersprechen und fordern Änderungen ein.
Wo seid ihr sonst noch aktiv?
Wir sind in diversen Ausschüssen und Gremien vertreten, es
gibt freireligiöse Rundfunkansprachen, wir unterstützen soziale Projekte,
bieten kulturelle Veranstaltungen und letztendlich sind wir Ansprechpartner für
Lebensfragen, ganz unvoreingenommen und unabhängig von einer Mitgliedschaft.
Freireligiöse Gemeinden findet man kaum noch im Gegensatz zu früher, warum?
Die Gemeinden, die sich ehemals "freireligiös" nannten, existieren sehr wohl noch, wenn auch inzwischen unter einem anderen Namen. Es ist leider schwieriger geworden, gegen den traditionellen Religionsbegriff zu argumentieren. So empfinden es viele als leichter, sich umzubenennen. Die Inhalte blieben gleich, nur die Begriffe werden ausgetauscht. Man wollte wohl der Tatsache Rechenschaft tragen, dass die Mehrzahl der Mitglieder freireligiöser Gemeinden inzwischen atheistische und agnostische Ansichten pflegen. Andererseits erlaubt der Begriff einer Freien Religion die Einbeziehung aller derartigen Ansichten, was umgekehrt schwieriger ist.
Gerade für pantheistisch orientierte Menschen bedeutet dies einen Gewissenskonflikt, finden sie sich doch oft in den sich neu orientierenden Gemeinschaften nicht mehr recht aufgehoben, obwohl die grundsätzlichen Ansichten und Werte weiterhin übereinstimmen. In Zeiten der immer grösser werdenden Ablehnung der traditionellen christlichen Werte und der damit verbundenen Kirchenaustritte empfinden wir es mehr als bedauerlich, dass innerhalb der humanistischen Gemeinschaft eine diesbezügliche Spaltung stattgefunden hat zwischen den noch mehr oder weniger religiösen Gemeinschaften und den atheistisch orientierten "Humanisten", gleich welchen Namens. Können wir Humanisten nicht einfach am gleichen Strang ziehen, egal ob Atheisten, Agnostiker, Pantheisten, Unitarier, Monisten, oder Freidenker? Wir fordern Toleranz, hierzu gehört jedoch auch, sie untereinander zu leben, was leider nicht der Fall ist und wir uns hier, wenn auch in wesentlich kleinerem Rahmen, kaum von den Christen mit ihren zahlreichen Schismen unterscheiden.
Gelebte Toleranz sieht für uns jedenfalls anders aus!
Ich bin Atheist/Agnostiker, mich stört jedoch der Bezug zur Religion.
Die große Mehrheit unserer Mitglieder bezeichnet sich ebenfalls als Atheist oder Agnostiker. Gewiß kann man sich darüber streiten, inwiefern Atheismus und Agnostizismus als religiös bezeichnet werden können, ebenso gibt es keine klar definierte Grenze zwischen Religion und Weltanschauungsgemeinschaften. Beides ist mit dem freireligiösen Toleranzbegriff vereinbar, was uns von reinen "Atheistenvereinen" unterscheidet und worauf wir auch stolz sind, nicht nur wegen unserer Vergangenheit!
Seid ihr ...
... Ketzer?
Im christlichen Verständnis, vor allem dem der Katholiken, schon. Sicher gibt es auch wenige Fanatiker, die uns lieber auf dem Scheiterhaufen sähen, aber diese Zeiten sind zum Glück vorbei und wir kämpfen heute bevorzugt auf verbale Weise.
... Gottlose und Ungläubige?
Diese Frage beantwortet uns gerne Radio Eriwan: Jein!
Zwar bevorzugen die meisten von uns, sich atheistisch oder agnostisch zu nennen, wie aber an anderer Stelle schon erwähnt, gibt es auch einen Anteil Pantheisten unter uns, die in allem Existierenden eine göttliche Einheit sehen, jedoch keinen persönlichen Gott, wie in den abrahamitischen Religionen (Christentum, Judentum, Islam), kennen.
... Heiden?
Ja im Sinne von nicht-christlich, distanzieren uns jedoch entschieden von heidnischen oder gar völkischen Gemeinschaften.
... arme Sünder?
Nein, denn Sünder ist ein Begriff des Christentums, den schon unsere Gründer ablehnten. Wir wollen, dass Menschen sich an einer humanistischen Ethik ausrichten und ihr Handeln auf deren Werten gründen.
... Antichristen?
Nein! Wir lehnen andere Glaubensrichtungen nicht ab, das würde unserem Verständnis von Religions- und Glaubensfreiheit widersprechen. Außerdem wissen wir um unsere christliche Wurzeln. Entsagt haben wir auf jeden Fall den christlichen Glaubenslehren und Moralvorstellungen.
… voreingenommen gegenüber abweichenden sexuellen Orientierungen?
Wir respektieren die sexuelle Vielfalt und unterstützen nicht nur die sogenannte "Homo-Ehe", siehe hierzu auch unsere Erklärung, Mitglieder jeglicher sexueller Orientierung sind jederzeit willkommen!
… voreingenommen gegenüber Geschlechtsidentitäten jenseits des heteronormalen Geschlechtssystems ("Frau" oder "Mann")?
Wir respektieren die geschlechtliche Vielfalt und unterstützen sowohl die Anerkennung des "dritten Geschlechts" als auch anderer Geschlechtsidentitäten.
Betet ihr?
Nein. Ein Gebet braucht ein Gegenüber, an das man sich
wenden kann. Wir denken an und fühlen mit Menschen, die Schweres durchleben, am
liebsten aber sprechen wir direkt mit ihnen oder kümmern uns um sie. Ist man
selbst in einer schweren Situation, dann tut es gut, sich Zeit zu nehmen und in
sich zur Ruhe zu kommen, sich zu konzentrieren, die eigenen Hoffnungen zu
stärken oder wo dies nicht mehr möglich ist, die eigene innere Kraft zu sehen.
Aber Beten kann doch auch ein Danke sagen sein. Braucht ihr das nicht?
Hinter dem Wunsch zu danken verbirgt sich eine Erfahrung und ein Bedürfnis: Jemand hat etwas erhalten, und es ist nicht selbstverständlich gewesen, das zu bekommen, da bestand kein Rechtsanspruch darauf. Dafür muss man etwas zurückgeben, wenigstens einen Dank. Sinnvoll ist Danken im Zwischenmenschlichen, denn dort verpflichtet man sich durch Nehmen und Geben gegenseitig. Doch ich erhalte auch von der Natur, der Luft, dem Wasser, der Erde, der Sonne, von Pflanzen und Tieren. Es gibt unzählige Vorgänge und Wesen, die mir etwas geben ohne dass ich etwas zurückgebe und worauf ich auch nicht unbedingt einen Anspruch habe. Diesen Dank zu sagen durch lebenserhaltendes Handeln ist unser Anliegen.
Welche Gebote sind euch wichtig?
Für uns werden die moralischen Regeln von Menschen gemacht
und wir selbst sind verantwortlich für unser Tun. Eine solche humanistische
Ethik verlangt, dass wir uns prüfen, ob unser Handeln mit der Freiheit und dem
Wohl anderer vereinbar ist, dass wir helfen wo irgend nötig und Schaden
verhindern, wo irgend möglich. Wir könnten wohl diese Grundprinzipien in Form
von Geboten formulieren, aber brauchen wir sie wirklich?
Was ist für euch der Sinn des Lebens?
Der Sinn des Lebens setzt sich oft aus so kleinen Sinnteilen
zusammen, oder aus dem Streben, etwas zu hinterlassen, was mich überdauert,
oder einfach, mein Bestes zu geben.
Auch hier entscheidet jeder Mensch anders und für
sich, was ihm/ihr sinnvoll ist. Manche sagen darauf, wenn von dir nichts bleibt, keine Seele
weiterlebt, ist dann nicht alles sinnlos? Da ich weder von meinem Davor weiß
noch von meinem Danach wissen kann, möchte ich besser den Sinn meines Lebens
nicht im Weiterleben meiner Seele suchen, sondern jetzt etwas das Leben tun.
Woraus besteht eure Liturgie?
Ganz einfach, wir haben keine. Unsere Feierangebote - sowohl
diejenigen im Lebenslauf wie Lebens- und Jugendweihen und Trauungen, wie auch unsere Sonntagsfeiern und Matineen - greifen die Bedürfnisse der
anfragenden Personen und unserer Mitglieder auf und werden gemeinsam
gestaltet.
Seid ihr eine Freikirche oder habt ihr was mit den Freimaurern zu tun?
Weder noch.
Bei einer Freikirche handelt es sich um eine christliche Gemeinde evangelischen oder altkirchlichen Bekenntnisses, die, vereinfacht gesagt, aus unterschiedlichen Gründen unabhängig von den Volkskirchen besteht. Hierzu zählen beispielsweise die Baptisten, die Heilsarmee oder die Mennoniten. Auch gibt es mehrere Verbände, in denen sich Freikirchen zusammengeschlossen haben. Die meisten altkirchlichen Gemeinden verstehen sich selbst allerdings nicht als Freikirche, auch wenn sie viele Merkmale teilen, wie beispielsweise die Altkatholiken.
Die Freimauerei ist hingegen weder eine Religion, noch eine Weltanschauung, sondern ein ethischer Bund. Dabei spielen weder Religion, noch sozialer Stand oder Herkunft eine Rolle bei der Mitgliedschaft. Wie auch bei uns Freireligiösen entstammen die Grundsätze der Freimaurer dem Zeitalter der Aufklärung, mit der Folge, dass sich die Werte beider Gemeinschaften in weiten Teilen überschneiden.
In der Wikipedia finden Sie ausführliche Informationen zu den Freikirchen und der Freimauerei.
Was hat es mit der Jugendweihe auf sich? Wurde die aus der DDR übernommen oder seid ihr gar Kommunisten?
Die erste Verwendung des Begriffs "Jugendweihe" fand 1852 duch Eduard Baltzer statt, eines protestantischen Theologen, der sich später den Lichtfreunden, einer unserer Vorgängerorganisationen, sowie dem Pantheismus zuwandt. Bei der Entstehung der freireligiösen Gemeinden aus den Lichtfreunden und den Deutschkatholiken übernahm man teilweise auch die christlichen Feste in geänderter Form. Die Konfirmation wurde nun Jugendweihe genannt und war fortan frei von christlicher Prägung. Diese Form hat sich im wesentlichen bis heute bei den freigeligiösen Gemeinden erhalten.
Übernommen wurde die Tradition der Jugendweihe später auch von den proletarischen Freidenkerbünden der Arbeiterbewegung von SPD und KPD, den Gewerkschaften, wie auch den Anarchisten und Anarchosyndikalisten.
Jäh unterbrochen wurde die Tradition im dritten Reich, als die meisten freireligiösen Gemeinden verboten wurden, wie auch die Organisationen der Arbeiterbewegung. Bei den nicht verbotenen Gemeinden fanden jedoch weiterhin Jugendweihen statt.
Als nach dem 2. Weltkrieg die DDR entstand, übernahm man dort die Jugendweihe in einer Form, die mit ihrem Ursprung nur noch Teile gemeinsam hatte, war sie nun doch politisch ausgerichtet. Eine Teilnahme wurde von den Jugendlichen erwartet, ein Fernbleiben zog schwerwiegende Nachteile mit sich. Auch nach der Wende hatten und haben die Bewohner Ostdeutschlands weiterhin die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Jugendweihe, die nun jedoch politisch ungebunden von einem Verein durchgeführt wird.
Von humanistischen Organisationen, die den Religionsbegriff gänzlich ablehnen, wird oft eine der Jugendweihe vergleichbare "Jugendfeier" abgehalten, was auch eine Abgrenzung zur Jugendweihe der DDR darstellen soll.
Auch wir Pfälzer Freireligiösen bieten schon seit einigen Jahren eine Jugendfeier für Nichtmitglieder an, in Ergänzung zur Jugendweihe für Mitglieder.
Weitergehende Informationen finden Sie auf unseren Seiten zur Jugendweihe und Jugendfeier, sowie im entsprechenden Wikipedia-Artikel.
Während der Nazi-Zeit gab es ja auch Freireligiöse, die sich dem Nationalsozialismus zuwandten, wie steht ihr dazu?
In der Pfalz wurden die freireligiösen Gemeinden recht schnell verboten und gründeten sich erst wieder nach dem Krieg. Da es sich bei den Freireligiösen um regionale und unabhängige Gemeinschaften handelt, ergibt sich natürlich auch ein ebenso unterschiedliches Bild bezüglich des jeweiligen Verhältnisses zu den Nationalsozialisten. So gab es Gemeinden, wie wir, die verboten wurden, anderenorts gab es lokale Funktionäre, die sich mit dem Nationalsozialismus arrangierten oder gar mit ihm sympathisierten und damit ein Verbot verhinderten. Zumindest denjenigen, die hierdurch ihre Mitglieder schützen wollten, ist diesbezüglich kein Vorwurf zu machen.
Für Verfehlungen außerhalb unserer Gemeinschaft fühlen wir uns jedoch nicht verantwortlich, Vorwürfe jeglicher Art müssen daher an die jeweils betroffene Gemeinde oder an die betroffenen Personen gerichtet werden, sofern sie denn noch leben.